Abstract
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der materielle Konsum immens beschleunigt, mit der Konsequenz, dass die Umwelt sowie individuelle KonsumentInnen zunehmend unter Druck geraten sind. Vor diesem
Hintergrund untersuchte die vorliegende Studie die Nutzungsdauer und Obsoleszenz von Gebrauchsgütern. Dazu wurden im Zeitraum von November 2014 und März 2015 eine Online-Umfrage unter 1.009 in Österreich lebenden Personen und 25 persönliche Interviews mit KonsumentInnen durchgeführt. Ziel der Studie war die Erfassung der Nutzungsdauer und die Untersuchung der vielfältigen Gründe für das Ersetzen von Gebrauchsgegenständen. Dabei wurden auch Zufriedenheit, Wünsche und Erwartungen der KonsumentInnen hinsichtlich der Lebensdauer von Produkten erhoben. Neben der Erfassung der Nutzungsdauer von 21 Produkten (darunter Kleidung, digitale Medien, Haushaltsklein- und -großgeräte, Einrichtungsgegenstände) lag ein besonderer Fokus auf der Beschaffungs-, Nutzungs- und Nachnutzungsphase von Handys. Die Ergebnisse zeigen, dass eine längere Nutzungsdauer mit einem höheren Alter, Bildungsniveau und Einkommen der KonsumentInnen einhergeht. Während Küchenherde und Kleiderschränke (10,8 bzw. 10,5 Jahre) am längsten genutzt werden, kann die kürzeste Nutzungsdauer bei Sandalen (2,2 Jahre), T-Shirts (2,5 Jahre) und Handys (2,7 Jahre) festgestellt werden. KonsumentInnen wünschen sich dabei eine Lebensdauer, die deutlich über der ermittelten Nutzungsdauer liegt. Auf einer allgemeineren Ebene widerspricht die vorliegende Studie der weitläufigen Ansicht, eine Wegwerfmentalität und „geplante Obsoleszenz“ seien für hohe Ersatzkaufraten verantwortlich. Vielmehr haben unter anderem die Erwartungen der KonsumentInnen hinsichtlich der Produktlebensdauer, der Einfluss der Werbung und die schnellen Produkteinführungszyklen Einfluss auf die Nutzungsdauer. Verkürzte Nutzungsdauern bestätigen ProduzentInnen wiederum darin, kurzlebige Güter zu produzieren. Die kurze Nutzungsdauer wird damit als Ergebnis eines Prozesses verstanden, in dem die Erwartungen der KonsumentInnen und ProduzentInnen kontinuierlich nach unten geschraubt werden. Die Studie schließt mit einer Einschätzung möglicher Maßnahmen ab, mit denen dieser Prozess gebremst und eine Verlängerung der Nutzungsdauer
erreicht werden könnte. In gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Hinsicht wäre eine Transformation des Wirtschaftssystems, wo soziale und ökologische Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden, erstrebenswert.
Hintergrund untersuchte die vorliegende Studie die Nutzungsdauer und Obsoleszenz von Gebrauchsgütern. Dazu wurden im Zeitraum von November 2014 und März 2015 eine Online-Umfrage unter 1.009 in Österreich lebenden Personen und 25 persönliche Interviews mit KonsumentInnen durchgeführt. Ziel der Studie war die Erfassung der Nutzungsdauer und die Untersuchung der vielfältigen Gründe für das Ersetzen von Gebrauchsgegenständen. Dabei wurden auch Zufriedenheit, Wünsche und Erwartungen der KonsumentInnen hinsichtlich der Lebensdauer von Produkten erhoben. Neben der Erfassung der Nutzungsdauer von 21 Produkten (darunter Kleidung, digitale Medien, Haushaltsklein- und -großgeräte, Einrichtungsgegenstände) lag ein besonderer Fokus auf der Beschaffungs-, Nutzungs- und Nachnutzungsphase von Handys. Die Ergebnisse zeigen, dass eine längere Nutzungsdauer mit einem höheren Alter, Bildungsniveau und Einkommen der KonsumentInnen einhergeht. Während Küchenherde und Kleiderschränke (10,8 bzw. 10,5 Jahre) am längsten genutzt werden, kann die kürzeste Nutzungsdauer bei Sandalen (2,2 Jahre), T-Shirts (2,5 Jahre) und Handys (2,7 Jahre) festgestellt werden. KonsumentInnen wünschen sich dabei eine Lebensdauer, die deutlich über der ermittelten Nutzungsdauer liegt. Auf einer allgemeineren Ebene widerspricht die vorliegende Studie der weitläufigen Ansicht, eine Wegwerfmentalität und „geplante Obsoleszenz“ seien für hohe Ersatzkaufraten verantwortlich. Vielmehr haben unter anderem die Erwartungen der KonsumentInnen hinsichtlich der Produktlebensdauer, der Einfluss der Werbung und die schnellen Produkteinführungszyklen Einfluss auf die Nutzungsdauer. Verkürzte Nutzungsdauern bestätigen ProduzentInnen wiederum darin, kurzlebige Güter zu produzieren. Die kurze Nutzungsdauer wird damit als Ergebnis eines Prozesses verstanden, in dem die Erwartungen der KonsumentInnen und ProduzentInnen kontinuierlich nach unten geschraubt werden. Die Studie schließt mit einer Einschätzung möglicher Maßnahmen ab, mit denen dieser Prozess gebremst und eine Verlängerung der Nutzungsdauer
erreicht werden könnte. In gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Hinsicht wäre eine Transformation des Wirtschaftssystems, wo soziale und ökologische Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden, erstrebenswert.
Translated title of the contribution | The Use-time and Obsolescence of Durable Goods in the Age of Acceleration: An Empirical Investigation among Austrian Households |
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Original language | German |
Type | Report |
Publisher | Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien |
Number of pages | 93 |
Place of Publication | Vienna |
ISBN (Print) | 978-3-7063-0563-1 |
Publication status | Published - May 2015 |